[MODUL: MorphoMed]

Einleitung

Im Folgenden wollen wir exemplarisch das Modul MorphoMed behandeln, das ebenfalls stellvertretend für eine größere Gruppe anderer Module stehen kann, die allesamt aus der Feder des legendären Ulrich Woermann stammen. Die Besonderheit, die MorphoMed von seinen Artverwandten abhebt, liegt in dem Umfang und der Aktualität des Produkts. Zudem ist in dem Lernpaket noch die Auswertung einer Evaluation vorhanden, die die Popularität MorphoMeds bei den Medizinstudenten der Universität Bern wiedergibt.

 


MorphoMed ist ebenfalls mit dem Modultyp „Bild + Text“ gekennzeichnet, allerdings weicht es stark von anderen Modulen desselben Typs ab. Der Schwerpunkt von MorphoMed liegt im Erkennen von Strukturen in Bildern. Demnach ist das gesamte Modul sehr bildlastig, die Bildtyen umfassen Schmerzeichnungen, mikroskopische Aufnahmen, Fotos von Präparaten sowie Abbildungen von Querschnitten authentischer Organe.
MorphoMed baut auf bereits vorhandenem Wissen auf, die Startseiten der Kapitel verweisen bereits darauf, dass sich der Benutzer theoretisches Hintergrundwissen besser aus Büchern besorge. Das Lernmodul dient einzig allein der Abfrage, dem Testen von Wissen. Demnach ist MorphoMed ein Modul der zweiten Lernphase, en Glossar zum Nachlesen unbekannter Begriffe gibt es dementsprechend nicht, da gerade diese Begriffe die Vorraussetzung zum Lernen mit MorphoMed sind.

Layout

Die Farbgebung von MorphoMed ist sehr dezent gehalten, sie basiert auf weitgehend ungesättigten Cremefarben. Der visuelle Fokus des Gesamtbildes liegt somit auf den Abbildungen, die den Grundstein von MorphoMed darstellen.
Das Schriftbild der dem Bildanteil mengenmäßig unterlegenen Texten ist zwar durch seinen hohen Kontrast zum jeweiligen Hintergrund einerseits gut erkennbar, andererseits bereitet aber die stellenweise zu kleine Schriftgröße Probleme beim Entziffern der Zeichenketten. Laut Hilfefunktion liege dies an der Auflösung des Bildschirms, denn MorphoMed sei für Dimension von 1024 x 768 optimiert.

Menüführung & Funktion

Die Navigation von MorphoMed erfolgt einzig und allein über die gegebenen Menüs; eine Sitemap gibt es hier nicht und selbst die Suchfunktion deckt nur einen Teilbereich von MorphoMed ab. Allerdings sind die Bezeichnungen der Menüpunkte oftmals so gewählt, dass sie dem Benutzer einen raschen intuitiven Zugang zum Lerninhalt ermöglichen. Zudem besitzt jeder Menüeintrag eine Quickinfo, die in prägnanter Form die Informationen vermittelt, die zur Navigation nötig sind.
Das Hauptmenü von MorphoMed, das sich im Modulkopf befindet, umfasst die Punkte „Evaluation“, der, wie bereits erwähnt, einen Überblick darüber gibt, wie MorphoMed von den Medizinstudenten der Universität Bern aufgenommen wird, „Hilfe“, der weiterhin einige Informationen zur Bedienung und Navigation sowie der korrekten Darstellung des Lernmoduls liefert, und „What’s new?“, der eine Übersicht über die bisherigen Versionen von MorphoMed gibt, sowie den beiden inhaltlichen Aspekten „Anatomie“ und „Histologie“.

 

Anatomie - Menü

Der Bereich der Anatomie besitzt vier weitere, nach Inhalten sortierte Untermenüs, die erst nach einem entsprechenden Klick im Hauptmenü sichtbar werden. Durch diese intuitive Grobsortierung des Materials ist die Menüführung auch für Nicht-Medizinstudenten ersichtlich. Die Inhaltsseite gibt nun einen kurzen Überblick darüber, worum es in dem Kapitel Anatomie geht. Nach der Wahl eines Punktes im Untermenü wiederholt sich dieses Prinzip: Ein weiteres Untermenü erscheint, nun aber auf der linken Seite, die Hauptseite mutiert zu einer Einleitung des Unterkapitels. Der eigentliche Inhalt befindet sich in der vierten Menüebene und wird sichtbar nach der Wahl einer der innerhalb des Unterkapitels zur Verfügung stehenden Sparten. Die Inhaltsseite wird nun zur Bildübersicht, die alle Bilder, die in dieser Sparte verfügbar sind, tabellarisch mit einer kleinen Vorschau sowie einer begrifflichen Erläuterung auflistet. Nach Wahl eines Bildes verdrängt dessen Großansicht die Vorschauseite, die anschließend in Form eines weiteren Untermenüs ebenfalls auf der linken Seite Platz findet. Als Alternative lassen sich die Bilder auch über Vor- und Zurück-Schaltflächen anwählen, die sich oberhalb des zweiten Untermenüs befinden.

 

Anatomie – Funktionen

Nach der Auswahl einer Abbildung stehen dem Benutzer vier Betrachtungsmodi zur Verfügung: „Druckversion“, „Beschriftung +/-“, „Selbsttest +/-“ und „Volle Auflösung“. In der Druckversion liegt die Abbildung in beschrifteter Form vor und sämtliche Menüelemente sind ausgeblendet. Die „volle Auflösung“ findet hier hingegen ohne textuelle Elemente, also ohne jegliche Benennung von Begriffen statt, da diese Funktion offensichtlich rein bildorientiert ist und jeglicher Text innerhalb des Bildes dieses Grundkonzept zu Nicht macht.

 

Die Beschriftung untermalt die farblich differenzierenden Schemazeichnungen mit den entsprechenden Fachbegriffen und lässt sich wahlweise ein- oder ausschalten. Der Selbsttest ist ähnlich aufgebaut wie die beschriftete Abbildung, mit dem Unterschied, dass jeder Begriff zunächst durch das Kürzel „???“ ersetzt ist. Erst bei einem Klick auf einen unbekannten Begriff, wird dieser sichtbar. Bei einem erneuten Klick verschwindet er wieder zu Gunsten der „???“. Der Selbsttest ist demzufolge eine Art „visueller Vokabeltrainer“: Der Benutzer lernt die Bedeutung der Begriffe und die Lage der Objekte, die sie bezeichnen, in dem er die Abbildungen betrachtet und anschließend begriffliche Zuweisungen vornimmt. Hierbei wird dem Benutzer viel Selbstständigkeit und Eigenverantwortung in die Wiege gelegt, denn beim Selbsttest findet – wie der Name schon sagt – keine Kontrolle seitens MorphoMeds statt, ob jener Benutzer den Test ernsthaft betreibt oder nicht.

 

Histologie – Menü und Funktionen

Obgleich der Bereich der Histologie ebenfalls Bestandteil von MorphoMed ist, so weicht der Aufbau dieses Kapitels sowohl in Struktur als auch in Funktion leicht von dem Kapitel der Anatomie ab. Das Hauptmenü gliedert sich in die themendifferenzierenden Bereiche „Fachpraktika 1. Jahr“, „Fachpraktika 2. Jahr“ sowie die themenübergreifenden Bereiche „Quiz“, „Färbungen“ und „Bilderarchiv“. Zur besseren Navigation sind diese Bereiche auf der Startseite des Kapitels Histologie mit einer kleinen inhaltlichen Kurzbeschreibung versehen. Wie schon an dem Begriff „Fachpraktika“ zu erkennen, wurden die Navigationselemente hier stärker an die Zielgruppe der Berner Medizinstudenten ausgelegt, denn ein Fremdling hat hier durchaus einige Probleme, sich zurechtzufinden. Der weitere hierarchische Verlauf, der sich nach der Auswahl eines dieser Fachpraktika auftut, ist allerdings mit dem Aufbau des Kapitels „Anatomie“ identisch und wird daher an dieser Stelle nicht näher erläutert.

 

Die bildtypischen Funktionen sind im Bereich Histologie weitgehend mit denen der Anatomie identisch. Unterschiede gibt es nur bezüglich der Abfragemöglichkeiten, die bei der Histologie in Form eines Quiz in das erste Untermenü verlagert wurden, sowie den zwei Lupenfunktionen, die bei jeder mikroskopischen Abbildung vorhanden sind.

 

Die bereichübergreifenden Funktionen beinhalten unter anderem den Menüpunkt „Färbungen“, der dem Benutzer eine inhaltliche Hilfestellung in punkto Darstellungsformen der Abbildungen bietet (wohingegen die Hilfe im Hauptmenü MorphoMeds nur eine formale Informationsquelle darstellt). Wie der Name schon erahnen lässt, werden hier die einzelnen in den Abbildungen verwendeten Färbemethoden beschrieben und anhand einiger Beispielbilder näher erläutert. Durch seine Position im ersten Untermenü bleibt er innerhalb des Kapitels Histologie für den Benutzer ständig erreichbar und kann bei spontan aufkommenden Fragen schnell aushelfen.
Das Bilderarchiv ist eine Suchmodul zum Auffinden von Abbildungen innerhalb des Kapitels Histologie. Damit besitzt MorphoMed als einziges Modul des gesamten E-Learning-Portals eine spezifizierbare Suchfunktion zum leichteren Auffinden diverser Elemente als dies die Modul-übergreifende Google-Variante zulässt.
Das Quiz bietet auf seiner Startseite eine Übersicht, die mit der hierarchischen Menüführung der Fachpraktika-Terminologie identisch ist und somit zum leichteren Zurechtfinden beiträgt. Nach dem Starten des Quiz wird zufällig eine Abbildung aus den ausgewählten Bereichen ausgewählt. Aufgabe des Benutzers ist es nun, rund fünf in der Abbildung dargestellte Objekte zu benennen.

 

Das Grundprinzip des Quiz ist also gleich dem Grundprinzip des Selbsttests aus dem Bereich Anatomie sowie dem des gesamten Moduls MorphoMed: das Erkennen von Strukturen in Abbildungen. Das Abfragetool der Histologie bietet dem Benutzer allerdings eine Form von Feedback; der Benutzer kann sich wahlweise anzeigen lassen, welche von seinen zuvor eingegebenen Antworten korrekt und welche falsch war, womit er seine Entscheidungen noch einmal Überdenken kann, oder aber er lässt sich gleich die korrekten Lösungen anzeigen. Die nächste Frage erscheint ebenfalls erst nach Wunsch des Benutzers, der mit den gegebenen Vor- und Zurück-Schaltflächen allerdings auch zu jeder Zeit eine Frage überspringen kann. Eine Gesamtauswertung aller beantworteten Fragen fehlt hier allerdings völlig, wie wir dies auch schon bei anderen Modulen des E-Learning-Portals gesehen haben.

 

Didaktische Konzeption und Bewertung

In den beiden erläuterten Abfragetypen „Selbsttest“ und „Quiz“ ist eine effiziente Nutzung stark vom Benutzer abhängig, da dieser immer bestimmen kann, wann und ob er sich die korrekte Lösung anzeigen lassen möchte oder nicht. MorphoMed appelliert hier an die Vernunft des Benutzers, da ihm das Schicksal seines Lernerfolges selbst in die Hand gegeben wird. MorphoMed stellt nur einen Rahmen zu Verfügung, in dem sich der Lernende austoben kann. Deutlich wird dies auch durch die große Anzahl an Freiheiten, die dem Benutzer aufgetragen werden: Er selbst bestimmt die Reihenfolge dessen, was er lernen möchte und wird selbst durch die Bestimmung seines individuellen Lernpfades aktiv gefordert. Ein passives Klicken, wie wir es in anderen Lernmodulen gesehen haben, gibt es hier nicht.

Unter Betrachtung der Grundidee von MorphoMed, dem Erlernen der medizinischen Bildanalyse, bietet das Modul offensichtlich eine sehr effiziente Methode zum Erkennen von Strukturen innerhalb eines Gewebes. Generell lässt sich dies ohnehin nur üben durch mehrmalige Betrachtung diverser Abbildungen, von denen MorphoMed ein äußerst umfangreiches Arsenal besitzt. Weitere Möglichkeiten, das Erkennen von Strukturen zu erkennen ist natürlich ein entsprechendes Buch mit einer Vielzahl von Abbildungen, was aber letztendlich nichts anderes ist als das Konzept von MorphoMed selbst. Zudem bietet MorphoMed im Gegensatz zu Büchern einen schnelleren Einstieg in die gewünschten Bereiche und ermöglicht einen dynamischeren Themenwechsel ohne größeren Aufwand. Dies macht MorphoMed zu einem sehr gelungenen und äußerst effizienten Produkt, das aber in einigen Teilbereichen noch kleinere Umsetzungsschwächen enthält.